Bahamas-Long Island
Ich habe mir angewöhnt, erst einige Tage nach der Rückkehr von einer Reise, eine Rezension zu schreiben, um eine objektive Bewertung abgeben zu können.
Die Anreise war etwas holperig. Der Zug, der uns von Bremen nach Frankfurt bringen sollte, trudelte, wie soll es bei der DB auch anders sein, mit einer 20 minütigen Verspätung ein.
Der IC, dessen 1. Klasse-Abteil eher an die 50er Jahre Holzklasse erinnerte, bewegt sich nun mit dem Tempo einer Zahnradbahn in Richtung Köln, wo uns zum Umsteigen nach Frankfurt nur ein Zeitfenster von 18 min. zur Verfügung stand. Vorausgesetzt, wir kommen pünktlich an. Dafür aber müsste der IC sein Durchschnittstempo, von 97 auf 108 km/h erhöhen. Das genaue Gegenteil trat ein. Anstatt um 03.01h in Köln anzukommen, rollten wir erst um 03:45 h gemütlich ein. Zum Glück wartete der Anschlusszug nach Frankfurt auf uns. Über den Airport Frankfurt gibt es nichts zu berichten, außer die teilweise miserable Beschilderung und die zähflüssige Abfertigung beim Check-in.
Die Maschine nach London Heathrow hob pünktlich um 07:30 h ab.
London erreichten wir eine gute Stunde später.
Meine Bedenken, dass wir uns am größten europäischen Airport nicht zurechtfinden würden, waren völlig unbegründet. In kürzester Zeit erreichten wir unser Gate in Terminal 5 und starteten um 09:35 h nach Nassau.
Fast auf die Minute genau erreichten wir Nassau.
An den Taxiständen warteten schon eifrige Einheimische, um ihre „Fracht" gewinnbringend zum kleinen Airport zu kutschieren.
Von da sollte es mit einer kleinen Privatmaschine von Stella Maris Resort, nach Long Island weitergehen.
Eine Taxifahrerin bemühte sich ganz besonders um uns, sodass wir einwilligten, uns von ihr fahren zu lassen. Mit einer schwarzen
Stretchlimousine bewältigten wir die kurze Strecke in max. 5 min. Sie sollte nicht mehr als 10 Dollar betragen.
Als wir an der kleinen Abflughalle ankamen, wartete schon Joel, der Kapitän auf uns. Die Fahrerin wollte uns 50 Dollar abknöpfen, was wir natürlich ablehnten und ihr nur den realen Lohn aushändigten, mit dem sie wutentbrannt abzischte.
Nach einer 90 minütigen Wartezeit auf der Rollbahn, bekamen wir endlich die Starterlaubnis und landeten nach einem einstündigen Flug auf Long Island.
Und über die schlechteste Straße, die ich bisher kennengelernt habe, ging es für 10 Dollar endlich zum Hotel.
Vom ersten Augenblick an spürten wir die Herzlichkeit des Personals. Als uns die Unterkunft für die nächsten 3 Wochen zugewiesen wurde, waren wir einigermaßen erstaunt, dass wir keinen Schlüssel ausgehändigt bekamen. Auf unsere Frage mit dem Abschließen wurde uns mitgeteilt, dass die Zimmer immer unverschlossen bleiben. Auf Wunsch wäre uns selbstverständlich ein Schlüssel ausgehändigt worden.
Was uns gleich aufgefallen war, es gab weder Schrank noch Kommode, wo man die persönlichen Sachen verstauen konnte. Im Flur befand sich eine Art Garderobe mit Regalen, wo wir unser Hab und Gut, mehr schlecht als recht unterbringen konnten. Ein Deckenventilator zog ziemlich geräuschlos und unaufhörlich seine Kreise. Von der Klimaanlage hatten wir zum Glück erst die letzten Tage Gebrauch machen müssen. Der Geräuschpegel war vergleichbar mit einer Autofahrt in einem Kleinwagen, bei 140 km/h.
Im angrenzenden Schlafzimmer war fast über die ganze Breite eine große Schiebetür, von wo man aus zum Balkon gelangte.
In den Tagen vor Weihnachten waren nur wenige Hotelgäste, die man beim Frühstück oder Abendessen traf. Dementsprechend ruhig war es im Speisesaal.
Das hatte sich nach Weihnachten schlagartig geändert. Der Lärmpegel stieg sprunghaft an. Es gab Tage, da hatten wir auf das Abendessen verzichtet, weil die Geräuschkulisse nicht auszuhalten war.
In der Moonshine Bar, die sich auch auf dem Resort befand, wurden auch kleine Speisen angeboten, die wir uns in Ruhe gönnten. Warum sie allerdings Moonshine Bar genannt wurde, blieb uns ein Rätsel. Die Öffnungszeiten waren von 11h bis 18h. Also, noch lange bevor der Mond aufgegangen war, waren die Läden von der Bar bereits geschlossen. Longdrinks jeglicher Art wurden zwar schmackhaft serviert, hatten aber kaum den versprochenen Inhalt.
Über das Continental-Breakfast konnten wir uns nicht beschweren, im Gegenteil. Das Angebot war überaus reichhaltig. Auch, wenn die Bedienung mal den Kaffee oder das Toastbrot vergessen hatte. Aber über die Küche generell, habe ich einiges zu bemerken. Das die Preise sehr gepfeffert sind, liegt nicht am Koch. In der Küche scheinen Gewürze allgemein verpönt zu sein. Egal welches Gemüse serviert wurde, es schmeckte nach nichts. Die Krönung war der Lobster oder auch Crawfish.
Meine Frau wählte die gegrillte Variante. Es ist wirklich eine Schande, dass ein solch hochwertiges Produkt durch inkompetentes Küchenpersonal ungenießbar gemacht wurde. Nicht nur, dass die Schale zum großen Teil verkohlt war, auch das ganze Fleisch war trocken und schmeckte verbrannt. Erst dachten wir, es wäre ein einmaliger Ausrutscher. Tage später wurden unseren Tischnachbarn auch ein verbrannter Lobster serviert.
Was positiv erwähnt werden muss, ist die Sauberkeit der Zimmer. Es gab jeden Tag frisch bezogene Bettwäsche und Handtücher. Der angebotene Shuttle-Service funktionierte reibungslos. Ob es zu Kajakfahrten oder Strand ging, man wurde mit Wasser und Handtüchern, sowie Flossen, Schnorchel und Sonnenschirme kostenlos versorgt. Selbst am Strand in Cap Santa Maria, gab es Stühle, die man zum Strand mitnehmen konnte.
Auch über die Feiertage kam keine Langeweile auf. Es wurde eine Cave-Party organisiert. In einer Höhle wurde gegrillt und gefeiert. Eine Live-Band spielte dazu und wer Lust hatte, konnte auf dem naturbelassenen Boden tanzen.
Zu Silvester ging es sehr turbulent zu. Viele der Einheimischen gesellten sich unter die Hotelgäste und rundeten die ausgelassene Stimmung ab.
Neben einem Krabbenrennen gab es für noch nicht Bandscheibengeschädigte, Limbotanz.
Der Queens-Highway erstreckt sich von Süd nach Nord, über knapp 130 km. Die Bezeichnung Highway ist irreführend.
Es vergehen keine 100 m, wo sich nicht ein Schlagloch, oder ein Schrottauto befindet. Diese werden auf der Insel rücksichtslos neben der Straße in die Mangroven geschoben. Die Straße selbst ist eine einzige Katastrophe. Auch die einsamen Strände, an denen sich kaum Touristen verirrten, waren vollgemüllt. Dazu gehören auch die Leihwagen, die uns zur Verfügung gestellt wurden. Der erste Wagen hatte nach 15 km einen Platten, sodass wir mit den zum Glück intakten Notreifen unsere Reise fortsetzen konnten. Bei der Tankstelle prüfte ich den Reifendruck der übrigen Räder, da der Wagen immer verdächtige Schlingerbewegungen machte. Nach 40 km hatten wir die Möglichkeit, Luft nachzutanken. Wie viel, das konnte man nicht sehen, da es kein Manometer gab. Also nach Gefühl. Alle Reifen, außer dem Ausgewechselten, hatten erheblichen Unterdruck. Wir beanstandeten dies anschließend bei der Hotelleitung. Uns wurden, ohne zu zögern, dafür keine Kosten berechnet. Dasselbe Auto, wieder mit zuwenig Reifendruck, wollte man uns zwei Tage später noch mal anbieten.
Wer allerdings glaubt, dass es straßenmäßig nicht mehr schlechter gehen kann, sollte zum Blue Hole oder Columbus Monument fahren.
Mein Tipp: Unbedingt ein geländetaugliches Fahrzeug mieten.
Das Klima konnte man gut aushalten, obwohl wir fast zwei Wochen lang, sehr windiges Wetter hatten. Was die Moskitos weitgehend in Lauerstellung gehalten hat. Als der Wind weg war, fielen sie in Scharen über uns her. Wirksame Sprays und Salben gegen den anschließenden Juckreiz gab es im kleinen Hotelshop.
Einen Wermutstropfen mussten wir am Abreisetag dennoch hinnehmen.
Wir verließen schon um halb zehn Long Island, obwohl unser Rückflug von Nassau nach London erst um 22 h ging. Da der Kapitän an dem Tag weiter nach Florida fliegen musste, hatten wir keine andere Wahl. Also checkten wir in Nassau im Kompass-Point ein, um die Wartezeit erträglicher zu machen.
Insgesamt war unser dreiwöchiger Aufenthalt zwar nicht der Billigste, aber dafür sehr schön. Im Nachhinein hätten auch zwei Wochen gereicht.